(*1998) Ukraine
Erschaffen, Zerstören, Reparieren, wieder Zerstören und es beginnt ein erneuter Schaffenszyklus. Mori Obscurus verkörpert eine Ambivalenz zwischen wütendem Ausdruck, schreienden Farben, impulsiven Gesten und einem abstrakt-expressionistischem Ansatz, der auf präzisen Schattierungen, Figuren, Menschen und vor allem Gesichtern basiert. Der Versuch, diese Gegensätze zu vereinen und in Harmonie zu bringen, zeichnet Mori Obscurus' Malerei aus.
In seiner Kunst verarbeitet Mori Obscurus aktuelle gesellschaftliche und biographische Themen. Ein wiederkehrendes Motiv ist die Frage der Geschlechtsidentität, insbesondere im Kontext des Zwischengeschlechtlichen. Androgynität, Trans- und Intersexualität stehen im Fokus, eingebettet in den Zeitgeist der Genderdebatte. Mori findet dabei Inspiration im menschlichen Körper, wobei das Gesicht als Zentrum fungiert – als Spiegel des Lebens, der Biographie und als reinste Form des Ausdrucks. “Das Gesicht ist das Wichtigste am Menschen; es verrät alles über die Person.”
Zwischenmenschliche Beziehungen und die Wechselwirkung zwischen Gesellschaft und Individuum im hektischen Zeitgeist des globalen Westens im einundzwanzigsten Jahrhundert sind weitere zentrale Themen. Diese umfassen die Klimakrise und ihre Auswirkungen sowie deren Ursachen, den Einfluss digitaler Medien auf die Selbstwahrnehmung und die ständige Reizüberflutung im urbanen Raum durch den Überfluss an Informationen.
Mori Obscurus arbeitet im Schaffensprozess mit einem Gefühl, einer Idee, ohne eine konkrete Vorstellung vom Endprodukt. Es ist ein Rauschzustand, bei dem der Zustand des Künstlers mit dem Werk interagiert und sich wechselseitig beeinflusst. Richtungswechsel fließen intuitiv in den Prozess mit ein, wobei diese oft eine unkontrollierbare zerstörerische Kraft haben. Diese Herausforderungen bilden das Fundament für die Phase der "Reparatur". Das Resultat ergibt sich aus dem, was das Bild hergibt. Mori arbeitet häufig an einer Serie von 2-4 Bildern gleichzeitig, um die intuitiven Ideen zu katalysieren und das zerstörerische Element zu kontrollieren.
Wie das Leben selbst sind die Bilder von Mori Obscurus gezeichnet von Höhen und Tiefen, Narben und Spuren. Die abstrakt-expressionistischen Elemente stellen die Frage, ob Zufall und Schicksal nicht dasselbe sind. Eine gestisch expressive Fläche kann dem menschlichen Gehirn eine Körperlichkeit suggerieren, die es auszuarbeiten gilt.
Vita:
geboren 1998 in der Ukraine und aufgewachsen in Deutschland, fand mit 15 Jahren seine künstlerische Identität. Sein Vorname "Mori" spielt mit der Doppeldeutigkeit aus der lateinischen Bedeutung "sterben" einerseits und der japanischen Übersetzung für "Wald" andererseits. Nach seinem Schulabschluss zog er 2016 nach Chemnitz und erlebte eine kreative Befreiung.
Als Autor verfasst er gesellschaftskritische Lieder und Texte und gründete 2017 mit Gwendolyn Gaffa die Space-Punk Band "Moraffa". In Chemnitz verschmolzen Malerei und Musik organisch. Zwei Jahre später, in Leipzig vertiefte Mori seine Auseinandersetzung mit der Malerei, präzisierte seinen künstlerischen Ausdruck und fokussierte auf den Menschen als zentrales Motiv.